Das Byzantinische Reich, verkürzt auch
nur Byzanz genannt, bezeichnet, nach dem ursprünglichen Namen seiner
Hauptstadt Byzanz - eigentlich Konstantinopel - das aus griechischer
bzw. hellenistischer Kultur, dem Römischen Staatswesen und der
christlichen
Religion entstandene Kaiserreich im östlichen Mittelmeerraum.
Das Reich entwickelte sich aus dem
östlichen Teil des Römischen Reiches und wurde auch Ostrom genannt.
Während das Westreich im Jahr 476 bzw. 480 n.Chr. endgültig unterging,
bestand das Byzantinische Reich bis zur Eroberung seiner Hauptstadt
Konstantinopel durch die
Osmanen im Jahre
1453, welche die Stadt in
Istanbul
unbenannten. Byzanz verlor aber nach den
arabischen
Eroberungen im 7. Jh. n.Chr. weitgehend seinen spätantiken Charakter.
Das Byzantinische Reich sah sich Zeit seines Bestehens als unmittelbar
und einzig legitimes, weiter bestehendes Römisches Kaiserreich. Noch
heute sitzt der Patriarch der oströmischen Kirche in
Istanbul.
In der Schlacht am Jarmuk am 20.
August 636 unterlagen die Byzantiner einem Heer des zweiten
Kalifen
Umar,
und der ganze Südosten des Reichs, einschließlich Syriens und Palästinas
ging verloren.
Nach der Niederlage von Kaiser Romanos
IV. im Jahr 1071 bei Mantzikert gegen den
Seldschuken
Alp Arslan ging
der Großteil
Anatoliens
verloren, unter anderem auch deshalb, da innere Kämpfe um den
Kaiserthron ausbrachen und keine gemeinsame Abwehr gegen die
Seldschuken
errichtet wurde. Die bedeutendste Provinz des byzantinischen Reiches
ging aber nicht unmittelbar nach der Niederlage verloren, vielmehr
begann der Einfall der
Seldschuken erst
3 Jahre danach, als der neue Kaiser sich nicht an die Abmachungen hielt,
die zwischen Romanos VI. und dem Sultan getroffen wurden. Dies lieferte
den
Seldschuken
einen Anlass zur Invasion.
Unter Kaiser Johannes II. Komnenos
(1118-1143), dem Sohn des Alexios I., und dessen Sohn Manuel I. Komnenos
(1143-1180) gelang es, die byzantinische Stellung in Kleinasien und auf
dem Balkan zu festigen. Manuel I. Komnenos hatte sich nicht nur mit den
Angriffen des Normannischen Königreiches von Süditalien her und dem
zweiten Kreuzzug (1147-1149) auseinanderzusetzen, er betrieb auch eine
ehrgeizige Westpolitik, die auf territoriale Gewinne in Italien und
Ungarn abzielte; dabei geriet er auch in Konflikt mit Kaiser Friedrich
I. Barbarossa. Im Osten konnte er gegen die Seldschuken Erfolge
erzielen. Sein Versuch, ihr Reich völlig zu unterwerfen, endete
allerdings in der vernichteten Niederlage in der Schlacht von
Myriokephalon 1176. In der Folge konnten die Seldschuken ihre Macht auf
die benachbarten muslimischen Reiche in Kleinasien und auch gegen Byzanz
zur Mittelmeerküste hin ausdehnen. Andronikos I., der letzte
Komnenenkaiser, errichtete eine kurze, aber brutale Schreckensherrschaft
(1183–85), infolgedessen aber auch das von Alexios I. begründete
Regierungssystem, das vor allem auf die Einbindung der
Militäraristokratie beruhte, zusammenbrach.
Das Reich wurde unter den
nachfolgenden Kaisern aus dem Hause Angeloi von schweren inneren Krisen
erschüttert, die schließlich dazu führten, dass sich Alexios IV. an die
Kreuzfahrer wandte und sie dazu bewegte, für ihn und seinen Vater den
Thron zu kämpfen. Als die erhoffte Bezahlung ausblieb, kam es zur
Katastrophe: Unter dem Einfluss Venedigs eroberten die Ritter des
vierten Kreuzzugs 1204 Konstantinopel und gründeten das kurzlebige
Lateinische Kaiserreich. Damit schwächten sie jedoch die byzantinische
Macht dauerhaft, was die letztendliche Zerstörung zur Folgen haben
sollte.
Nach der Eroberung Konstantinopels
durch die Lateiner entstanden drei byzantinische Nachfolgestaaten: Nicäa,
wo Kaiser Theodor I. Laskaris im Exil die byzantinische Tradition
aufrecht erhielt, das Despotat Epirus und das Kaiserreich Trapezunt, das
sich unter den Nachkommen der Komnenen bereits vor der Eroberung
Konstantinopels abgespalten hatte. Thedoros I. Laskaris und seinem
Nachfolger Johannes III. Dukas Batatzes (1222-1254) gelang es, in
Westkleinasien ein wirtschaftlich blühendes Staatswesen aufzubauen und
die Grenze zu den Seldschuken, die sich seit ihrer Niederlage gegen die
Mongolen 1243 im Niedergang befanden, zu stabilisieren. Gestützt auf
diese Machtbasis konnten die Laskariden erfolgreich auch in Europa
expandieren, Thrakien und Makedonien erobern und die Konkurrenten um die
Rückgewinnung Konstantinopels aus dem Feld schlagen. Nach der kurzen
Regierung des hochgebildeten Theodoros II. Laskaris (1254-1258) übernahm
der erfolgreiche Feldherr Michael Palaiologos die Regentschaft für den
minderjährigen Johannes IV. Laskaris, den er schließlich blenden und in
ein Kloster schicken ließ und begründete so die neue Dynastie der
Palaiologen, die das Reich bis zu seinem Untergang regieren sollte.
Michael VIII. Palaiologos (1259-1282)
konnte eine Allianz seiner Gegner (Epiros, Fürstentum Achaia, Königreich
Sizilien, Serbien und Bulgarien) 1259 in der Schlacht bei Pelagonia in
Makedonien besiegen und 1261 durch eine glückliche Gegebenheit
Konstantinopel wieder einnehmen. Das Reich war somit wiederhergestellt,
aber große Teile des ehemaligen Reichsgebietes unterstanden nicht mehr
der Kontrolle der Reichsregierung, denn die Herrscher, die sich nach dem
Zusammenbruch im Jahr 1204 in diesen Teilgebieten etabliert hatten,
waren nicht geneigt, sich Konstantinopel unterzuordnen. Byzanz war nicht
mehr die alte Großmacht, sondern nur noch ein Staat unter vielen in der
Region. Michael VIII. Palaiologos' Hauptsorge galt aber nun der
Sicherung des europäischen Besitzstandes und vor allem der Hauptstadt
gegen erneute Kreuzzugsversuche aus dem Westen (vor allem durch Karl I.
Anjou, der die Staufer in Unteritalien ablöste); deshalb ging Michael
VIII. 1274 auch die innenpolitisch höchst umstrittene Union von Lyon mit
der Westkirche ein, um den Papst von der Unterstützung von Kreuzzügen
abzuhalten. Als Karl I. Anjou dennoch einen Angriff vorbereitete, setzte
die byzantinische Diplomatie 1282 einen Aufstand in Sizilien
(Sizilianische Vesper) in Gang. Daneben aber vernachlässigten die
Palaiologen die Grenzverteidigung im Osten, was den verschiedenen
türkischen Staaten, die sich während des Zerfalls des Seldschukenreiches
etablierten, die Expansion nach Westkleinasien ermöglichte, das
sukzessive bis in die 1330er Jahre fast vollständig dem Reich verloren
ging.
Während sich in Kleinasien auf dem
ehemaligen Reichsgebiet verschiedene türkische Emirate etablierten (Menteshe,
Aydin, Germiyan, Saruhan, Karasi und die Osmanen in Bithynien), leistete
sich das Reich mehrere Bürgerkriege (die längsten zwischen Andronikos
II. Palaiologos (1282-1328) und seinem Enkel Andronikos III. Palaiologos
in den Jahren von 1321 bis 1328; zwischen Johannes V. Palaiologos und
Johannes VI. Kantakuzenos von 1341 bis 1347 und 1353/1354); dabei
suchten beide Parteien die Hilfe der Nachbarn (Serben, Bulgaren, aber
auch Aydin und Osmanen). Dies ermöglichte dem Serbenreich unter Stefan
Uroš IV. Dušan den Aufstieg zur beherrschenden Macht des Balkans und die
Eroberung Makedoniens, Albaniens und Thessaliens. Mit seiner Krönung zum
Zaren der Serben und Selbstherrscher der Griechen beanspruchte Stefan
Dušan auch den byzantinischen Kaiserthron und die Herrschaft über
Konstantinopel (slawisch Zargrad). Es gelang ihm aber nicht einmal, die
zweite Hauptstadt Thessalonike zu erobern, und sein Reich zerfiel nach
seinem Tod 1355 in mehrere Teilstaaten.
Während also die christliche
Staatenwelt des Balkan zerstritten war, setzten sich seit 1352 die
Osmanen auch in
Europa fest und expandierten in das noch byzantinische Thrakien, das sie
bis in die 1370er Jahre großteils eroberten. Nach einem ersten Sieg über
die Serben 1371 an der Maritza nahmen sie sukzessive auch Makedonien
ein; das zu einem Kleinstaat gewordene Byzanz (Konstantinopel samt
Umland, Thessalonike mit Umland, einige Ägäisinseln, Despotat von Mistra
auf der Peloponnes) wurde den Osmanen tributpflichtig. Mehrmals ersuchte
Byzanz im Westen um Hilfe und bot dafür sogar die Kirchenunion (1439 auf
dem Konzil von Ferrara und Florenz) an, was jedoch am Widerstand der
byzantinischen Bevölkerung scheiterte ("lieber den Sultansturban als den
Kardinalshut"). Nach der Schlacht auf dem Amselfeld 1389 und der
Niederlage der westlichen Kreuzfahrer 1396 bei Nikopolis schien die Lage
des Reiches aussichtslos, doch gewährte die Niederlage der
Osmanen
gegen Timur Leng bei Angora 1402 den Byzantinern einer kurzen Atempause.